Der Moment der Berührung

Als das Licht durch das Treppenhaus fiel,

lag ein Hauch von Staub auf dem Holz -

und Zeit.

Vielleicht war es das, was mich hielt:

die Erinnerung an eine Geste,

die niemand sah,

aber die alles veränderte.

Sönke Klabunde - Architekt

Vielleicht beginnt jede Architektur

mit einem Moment des Erinnerns.

Nicht mit einer Idee,

sondern mit einer Geste –

mit dem Berühren einer Oberfläche,

dem Lauschen eines Raumes,

dem Wahrnehmen von Zeit.

Architektur ist dann nicht das,

was man macht,

sondern das, was bleibt,

wenn man etwas loslässt.

Architektur entsteht dort,

wo Denken Form annimmt

und Material zu sprechen beginnt.

Wo etwas Bestehendes

nicht verdrängt,

sondern verstanden wird.

Zwischen Zeichnung und Handwerk,

zwischen Idee und Gebrauch,

entsteht das, was bleibt,

wenn der Lärm der Zeit vergangen ist.

Verwandlung braucht Zeit.

Und sie braucht Menschen,

die bereit sind,

sich auf einen Ort einzulassen –

auf seine Geschichte,

seine Narben,

seinen Trotz.

Dieser Film zeigt kein Projekt.

Er zeigt eine Haltung:

das Aushalten des Unfertigen,

die Würde der Mühe,

die Schönheit des Wiederhergestellten.

Meine Arbeitsweise im Sinne der Charta von Venedig (1964)

Bauen im Bestand heißt eingreifen ‒ aber mit Bewusstsein.

Um ein Gebäude in die heutige Zeit zu begleiten und hierbei notwendige Veränderungen vorzunehmen, öffne ich die vorhandene Bausubstanz ‒ um zu verstehen, wie sie entstanden ist, welche Geschichte das Gebäude trägt, und wie sich Struktur und Substanz wandeln dürfen, ohne ihren gemeinsamen Charakter zu verlieren.

Dabei geht es nicht nur um Veränderung, sondern um das Weiterführen einer Geschichte ‒ manchmal auch durch das Wiederherstellen des Verlorenen. Jedes Bauwerk, das Geschichte trägt, hat eine eigene Stimme. Sie bleibt hörbar, wenn Eingriffe in Raum und Zeit mit Takt und Maß geschehen ‒ nicht gegen das Gewordene, sondern mit ihm.

Jede Planung ist für mich ein Dialog ‒ zwischen Ort, Material und Mensch. Ich höre zu, bevor ich plane. Ein Entwurf entsteht nicht aus einer spontanen Idee allein, sondern aus der Auseinandersetzung mit dem, was schon vorhanden ist: den Räumen, den Spuren, den Möglichkeiten, die im Bestehenden liegen.

Bauen heißt Verantwortung übernehmen. Nicht nur für Konstruktion, Energiebilanz, Kosten und Termine, sondern für Atmosphäre, für den Charakter und die Geschichte eines Ortes. Ich plane so, dass Materialien altern und Spuren sichtbar bleiben dürfen. Denn jedes Bauwerk ist ein Zwischenton im langen Rhythmus der Zeit ‒ und wird eines Tages selbst zum Bestand, den andere weiterdenken werden.

Raum.

Das Maß, das Licht, das Material.

Das Sichtbare - geordnet, getragen, gefasst.

Zeit.

Die Erinnerung, der Bestand, das Gewordene.

Das Vergehende - und das, was bleibt.

Takt.

Der Rhythmus zwischen Denken, Fühlen und Form.

Das Spürbare - das, was uns verbindet.